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Allergie (allergische Erkrankungen)

In den letzten Jahrzehnten hat das Auftreten atopischer Erkrankungen drastisch zugenommen. Vergleicht man westliche Gesellschaften mit hohem Lebensstandard mit Gesellschaften niedrigeren Lebensstandards (Osteuropa, Entwicklungsländer) zeigen sich hinsichtlich des Auftretens von Allergien eindrucksvolle Unterschiede.

In diesem Zusammenhang äußerst interessant ist auch die Tatsache, dass in der ehemaligen DDR deutlich weniger Allergien auftraten als in der ehemaligen BRD (zum Vergleich eine Studie: Heuschnupfen bei Schulkindern in München bei 8,6 % der Kinder, in Leipzig nur bei 2,4 %).

Mittlerweile haben sich die neuen Bundesländer an „Westniveau“ angeglichen. Alleine durch genetische Faktoren lässt sich dieser Unterschied daher nicht erklären. Nach heutigem Stand der Wissenschaft beruht das Auftreten allergischer Erkrankungen auf einer Interaktion zwischen genetischen Faktoren und verschiedenen Umweltprozessen, wobei besonders Letztere eine große Rolle spielen.

Was bedeutet Allergie?

Der Begriff „Allergie“ wird heute oft unkritisch und auch falsch benutzt! Allergie im eigentlichen Sinn bedeutet eine „verstärkte, spezifische Abwehrreaktion gegenüber an sich harmlosen Substanzen im Sinne einer krankmachenden Überempfindlichkeit“. „Allergologie“ ist die Wissenschaft von der Erkennung und Behandlung allergischer Erkrankungen.

Welche Beschwerden hat ein Allergiker?

Nahezu alle Organe des menschlichen Körpers können betroffen sein. Häufig befallen sind jedoch Haut und Schleimhäute, also Grenzflächen des Individuums zur Umwelt. Aber auch ganz allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit und Erschöpfung „ermüden“ einen Allergiker. Im Einzelnen können folgende Symptome auftreten:
Die Haut reagiert mit Rötung, Schuppung, Quaddelbildung und Juckreiz (Urtikaria). Die Nase läuft und ist wegen geschwollener Schleimhäute oft verstopft. Auch Niesen und Juckreiz gehört dazu (allergische Rhinitis).
Die Augen sind gerötet, tränen und sind lichtempfindlich. Eine Bindehautentzündung oder ein geschwollenes Augenlid sind ebenfalls typisch. Im Hals und Rachen treten Entzündungen auf, die Schleimhaut ist geschwollen und führt zu Heiserkeit.
An der Lunge verengen sich die Bronchien. Dies führt zu Luftnot und Hustenreiz.
Im Magen-Darm-Bereich kommt es zu einer Schwellung der Schleimhäute, was sich durch Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen bemerkbar macht.
Beim gefürchteten „allergischen“ („anaphylaktischen“) Schock reagiert der gesamte Organismus mit Herzrasen, Schwindel, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit. Dieser kann lebensbedrohlich sein!

Was passiert im Körper eines Allergikers?

Das Immunsystem hat die Aufgabe, für den Körper fremde und möglicherweise gefährliche Stoffe („Fremdstoffe“ oder „Antigene“) zu erkennen und zu entfernen. Kommt es zu einem Kontakt mit einem Antigen, wird dieses von sogenannten „antigenpräsentierenden Zellen“ aufgenommen und den Lymphozyten „angeboten“.
Die Lymphozyten haben die Aufgabe, Fremdstoffe zu erkennen und abzuwehren. Hierzu haben sie verschiedene Möglichkeiten: Sie können als sogenannte „B-Lymphozyten“ spezifische Antikörper produzieren (Immunglobuline), welche gegen ein bestimmtes Antigen gerichtet sind.

Dies wird als „Prägung“ bezeichnet. Als sogenannte „T-Lymphozyten“ können sie direkt mit dem Antigen reagieren.
Zum Verstehen der Allergie ist es wichtig zu wissen, dass die Immunglobuline (Ig) in 5 verschiedene Klassen unterteilt werden (G, M, A, D, E). Die T-Lymphozyten wiederum werden ebenfalls in Untergruppen mit unterschiedlichen Funktionen eingeteilt (T-Helfer- und T-Supressor- sowie zytotoxische und regulatorische Zellen).

Jede dieser Untergruppen wird nach den jeweils gebildeten Botenstoffen noch weiter unterteilt. Durch die Interaktion der einzelnen Gruppen untereinander und mit den Immunglobulinen wird das ganze System noch komplexer.

Bei der Allergie lässt sich ein Ungleichgewicht zwischen den T-Helferzellen nachweisen. Die Folge ist, dass vermehrt Immunglobuline der Klasse E (IgE) gebildet und dadurch weitere Entzündungszellen angelockt werden. Die IgE-Antikörper binden auch an die sogenannten „Mastzellen“. Diese befinden sich in den Schleimhäuten des Körpers, wie z. B. der Nase, der Lunge oder den Augen. Bei einem Kontakt mit dem entsprechenden Antigen werden nun hochaktive Botenstoffe freigesetzt (z. B. Histamin).

Es sind letztendlich die Botenstoffe, die zu den bekannten allergischen Reaktionen wie fließende Nase, Juckreiz, tränende Augen, Gefäßerweiterungen mit Ödem und Verengung der Bronchien (Atemnot), u.s.w. führen.

Sensibilisierung

Beim ersten Kontakt mit einem Allergen zeigt sich noch keine Reaktion. Das Immunsystem speichert lediglich die Informationen in seinem „immunologischen Gedächtnis“. Dieser Vorgang wird als „Sensibilisierung“ bezeichnet. Erst bei einem zweiten Kontakt reagiert der Körper innerhalb kürzester Zeit (nach 5 – 30 Minuten) mit einer sogenannten „Frühreaktion“ und den bekannten Symptomen wie Juckreiz etc. Nach 4 – 6 Stunden setzt dann die sogenannte „Spätreaktion“ ein. Hierbei werden weitere Zellen aus dem Immunsystem aktiviert, welche die Allergie aufrechterhalten.

Kreuzallergien

Manche Allergene sind in ihrem Aufbau anderen Allergenen sehr ähnlich. Reagiert der Körper auf eines dieser Allergene, welches als „Leitallergen“ bezeichnet wird, führt auch der Kontakt mit dem ähnlichen andereren Allergen zu einer allergischen Überreaktion. Ein bekanntes Beispiel hierfür wären Birkenpollen und Apfel sowie Beifuß-Pollen und Sellerie. Hier weitere Informationen.

Allergien bei Kindern

Die Veranlagung zu allergischen Erkrankungen ist vererbbar: Ist ein Elternteil allergisch belastet, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind Träger dieser Erbanlage ist, 25 %.
Sind beide Elternteile Allergiker, beträgt das Risiko für das Kind schon 50 %. Ist ein Geschwister allergisch, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Kind, ebenfalls allergisch zu sein, bei 25 – 30 %.
Aber auch wenn keiner in der Familie eine Allergie aufweist, beläuft sich das Risiko für ein Kind, Allergiker zu sein, trotzdem auf 5 – 15 %. Mehr als ein Viertel aller Kinder sind heutzutage von einer Allergie betroffen!
Der erste Kontakt des Neugeborenen mit potentiellen Allergenen erfolgt über den Magen-Darm-Trakt und über die Haut. Wichtige Allergene im Säuglingsalter sind Kuhmilch, Hühnerei, Erdnuss, Obst und Fisch. Kinder aus belasteten Familien sollten daher in den ersten 6 Monaten keine Kuhmilch oder Fruchtsäfte sowie keine Beikost erhalten.
Als wirksamster Schutz vor Allergien wird das Stillen über 4 – 6 Monate empfohlen. Sollte Stillen nicht möglich sein, kann auf sogenannte „Hypoallergene Säuglingsmilch“ zurückgegriffen werden.

Im Laufe der Zeit kann sich aus einer frühen Nahrungsmittel-Allergie eine Inhalationsallergie entwickeln. Das heißt, das Kind reagiert jetzt auf Allergene, die über die Atemluft eingeatmet werden, allergisch.
Ca. 6 % der Neugeborenen entwickeln eine Allergie auf Hühnereiweiß. Von diesen Kindern reagieren im Alter von 3 Jahren 46 % allergisch auf Hausstaubmilben und mit 5 Jahren leiden 40 % von ihnen an Asthma! Dieser Verlauf wird häufig auch als „Allergie-Karriere“ bezeichnet.
Entscheidend ist demzufolge eine frühzeitige Diagnose. Liegt ein familiäres Risiko vor, sollten Sie so früh wie möglich zu einem erfahrenen Allergologen gehen und sich individuell beraten lassen.

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