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Mandelentzündung (Tonsillitis)

Die Gaumenmandeln (Tonsillen) liegen am Übergang von der Mundhöhle zum Schlund zwischen dem vorderen und hinteren Gaumenbogen in der sogenannten Tonsillenloge. Sie bestehen aus lymphatischem Gewebe, welches sich im ganzen Körper verteilt findet und zum Immunsystem gehört. Die Gaumenmandel im speziellen sind für die Ausbildung des Immunsystems in den ersten Lebensjahren verantwortlich . Vom ersten bis dritten Lebensjahr werden sie immer größer. Mit Beginn der Pubertät bilden sie sich allmählich wieder zurück. Danach haben die Tonsillen wahrscheinlich keine entscheidende Funktion mehr und werden daher beim Erwachsenen meist klein und verkümmern. Große Mandeln im Erwachsenenalter können ein Hinweis auf eine chronisch schwelende Entzündung der Mandeln sein. Die Entfernung der Mandeln im Erwachsenenalter zeigt keine nachweisbaren Folgeschäden und ist daher bei einer chronischen Entzündung zu empfehlen. Bei Kindern unter 6 Jahren muß die Indikation zur Mandelentfernung sehr streng gestellt werden, hier besteht bei nicht entzündlich veränderten, aber zu großen Mandeln mit starkem Schnarchen die Option der „Mandelteilentfernung“ (Tonsillotomie) per Radiofrequenzchirurgie.

Eine akute Entzündung der Gaumenmandeln nennen die Mediziner Angina tonsillaris oder kurz „Tonsillitis“. Häufig hört man dafür auch den Begriff „Angina“.

Bei der Mandelentzündung (Tonsillitis) unterscheidet man folgende Arten:

  • Die akute Mandelentzündung (Tonsillitis acuta, Angina tonsillaris) ist meist eine bakteriell verursachte, plötzlich einsetzende Entzündung der Gaumenmandeln.
  • Die chronische Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) ist charakterisiert durch Beschwerden, die länger als drei Monate dauern. Oft ist diese Form jedoch symptomarm.

Das Wichtigste bei der Diagnose der akuten Mandelentzündung ist der Lokalbefund, nicht jeder Halsschmerz beruht auch auf einer Mandelentzündung. Häufigste Ursache für Halsschmerzen sind virale Infekte bzw. Erkältungen, wobei hier die Mandeln nur eines von vielen befallenen Organen sind, denn die Viren befallen den ganzen Körper. Bakterielle Mandelentzündungen sind auf die Mandeln selbst und den Hals beschränkt und zeigen daher meist auch sehr lokale Symptome und Beschwerden, insbesondere der reine Schluckschmerz deutet auf eine bakterielle Mandelentzündung hin. Fieber, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Husten und Schnupfen zusätzlich zu den Halsschmerzen deuten häufig eher auf einen viralen Infekt hin. Wichtig bei viralen Infekten ist, dass hier ein Antibiotikum keinen Sinn macht, da es ausschließlich gegen Bakterien wirksam ist.

Der HNO-Arzt kann durch eine genaue Untersuchung sehr gut feststellen, ob es sich um eine bakterielle oder virale Problematik handelt, bei bakteriellen Infekten mit Eiterbildung sollte dann auch auf jeden Fall ein Antibiotikum verschrieben werden.

An dieser Stelle vielleicht ein Wort zu den derzeit sehr beliebten Streptokokken-Schnelltests. Die hier nachgewiesenen Streptokokken sind ausnahmslos empfindlich gegen das „einfachste“ Antibiotikum, nämlich Penizillin und sind daher als wenig gefährlich oder bedrohlich einzustufen. Im Zusammenhang mit den Schnelltests gilt es zu erwähnen, dass ca. jeder 5. Gesunde Dauerträger von Streptokokken ist und somit auch ein positives Testergebnis aufweist, allerdings natürlich keinerlei Behandlung bedarf. Es ist hier sehr wichtig, dass nach wie vor der Lokalbefund und die Beschwerden des Patienten ausschlaggebend für die Verordnung von Antibiotika sind und der Schnelltest nur ein kleiner Teil der Diagnostik und eigentlich überflüssig ist. Der alleinige Nachweis von Streptokokken macht keinerlei Therapie notwendig!

Scharlach: Eine bakterielle Mandelentzündung in Kombination mit einem Hautausschlag im Brustbereich und oder einer sogenannten „Himbeerzunge“ entspricht einer Scharlacherkrankung. Ohne Hautausschlag oder Himbeerzunge handelt es sich um eine normale Mandelentzündung bzw. Streptokokken-Angina und nicht um Scharlach. Wie oben erwähnt besteht die Therapie in beiden Fällen in der Gabe von Penizillin und in beiden Fällen ist die Komplikationsrate sehr gering.

Das gefürchtete „Rheumatische Fieber“ ist keine direkte Wirkung eines Streptokokken-Infektes, es handelt sich hier um eine sogenannte „Autoimmunerkrankung“, bei der sich körpereigene Antikörper, die eigentlich gegen die Streptokokken gebildet wurden, ohne erklärlichen Grund gegen körpereigenes Gewebe richten und dieses schädigen. Hier sind dann am häufigsten Herz, Niere und Gelenke betroffen. Aus diesem Grund kommt es auch immer erst 2-3 Wochen nach einer abgelaufenen und ausgeheilten Streptokokken-Infektion zu den ersten Symptomen.

Komplikationen

Es ist wichtig, dass sich aus einer akuten Mandelentzündung keine chronische Mandelentzündung entwickelt. Das Entzündungsgeschehen droht chronisch zu werden, wenn sich nach längerem Fortdauern der Erkrankung Stoffwechselprodukte der Bakterien und abgestorbene Zellen im Mandelgewebe ablagern. Dort sorgen sie dafür, dass die Entzündung weiterhin aufrecht gehalten wird. Die Folge: Das Gewebe vernarbt und zerklüftet, die Entzündungen finden immer neuen Nährboden.

Dieser anhaltende Entzündungsherd kann zu erheblichen Folgeerkrankungen führen, denn das ständige Vorhandensein von Bakterien begünstigt die Entstehung von weiteren entzündlichen Erkrankungen. Diese Infektionsherde sind sie dann eine ständige Belastung für den Körper. Dann sind Herz, Nieren und Gelenke besonders gefährdet. Eine weitere Komplikation der Mandelentzündung wäre eine Eiteransammlung im umgebenen Gewebe. In der Fachsprache nennt man dies Peritonsillarabzeß. Anzeichen hierfür sind erneute, meist einseitige Schluckschmerzen, eine schmerzhafte, erschwerte Mundöffnung sowie ansteigendes Fieber und eine kloßige Sprache. Eine Gefahr besteht darin, dass die Keime in die Blutbahn eindringen und sich im ganzen Körper ausbreiten. Dies kann zu schweren Erkrankungen in anderen Organen führen. Ein Peritonsillarabszeß wird meist stationär behandelt.

Wann zum Arzt?

Bemerkt der Betroffene zunehmende Schmerzen beim Schlucken, ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl und ist nach zwei Tagen noch keine Besserung aufgetreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.