Schnarchen (Rhonchopathie)
Wie entsteht Schnarchen?
Im Mund- und Rachenraum kontrollieren Muskeln während des Schlafes die Zunge und das Gaumensegel. Mit zunehmendem Alter nimmt leider häufig die Spannung dieser Muskeln ab, deshalb fallen Zunge und Gaumensegel nach hinten und verengen die Atemwege durch Nase und Mund. Im jüngeren Alter „simuliert“ der Konsum von Alkohol (letztendlich ist Alkohol ab einer gewissen Menge ein Betäubungsmittel) die Abnahme der Muskelspannung und daher schnarcht man nach Alkoholkonsum verstärkt oder überhaupt erst.
Oft fällt auch nur das Gaumensegel nach hinten und verschliesst den Atemweg zur Nase, dann atmet man einfach durch den Mund weiter ohne aufzuwachen und der Mund trocknet verstärkt aus. Das hat dann nichts mit einer Verengung der Nase selbst zu tun, das Problem ist das Gaumensegel. In dieser Konstellation schnarcht man nicht, wenn es zu keiner Schwingung des Gaumensegels kommt.
Um ein Geräusch zu produzieren muss „etwas“ in Schwingung versetzt werden, denn der Schall ist eine Schwingung der Luft. Dieses „etwas“ ist in den meisten Fällen eben das Gaumensegel mit den eventuell noch vorhandenen Mandeln (Tonsillen) und/oder der Zungengrund. In der Nase kann nichts schwingen, daher ist die Nase eher von untergeordneter Bedeutung beim schnarchen und deshalb auch isolierte Eingriffe an der Nase zur Verbesserung des Schnarchens meistens nicht ausreichend.
Man kann also zusammenfassend sagen, dass das Schnarchgeräusch an zwei Stellen enstehen kann, durch Schwingung des Gaumensegels und/oder des Zungengrundes.
Bei der HNO-Untersuchung kann man recht gut abschätzen wieviel Anteil das Gaumensegel am schnarchen hat, leider kann man im Wachzustand nicht zuverlässig bis gar nicht feststellen wieviel Anteil am schnarchen der Zungengrund hat.
Bevor man über therapeutische Optionen beim Schnarcher/in nachdenkt ist zwingend eine ambulante Schlafuntersuchung notwendig, um festzustellen, ob nicht auch Atemaussetzer ein Problem sind. Besonders wichtig ist hier, dass das reine Schnarchen keine Erkrankung im klassischen Sinne ist und den Betroffenen nicht wirklich beeinträchtigt, sondern die „Umgebung“, meistens in Form des Partners. Die Atemaussetzer jedoch sind je nach Schweregrad durch den resultierenden Sauerstoffmangel eine ernstzunehmende Erkrankung. Die effizienteste Therapie der Atemaussetzer sind nicht die im Folgenden aufgeführten Optionen, sondern eine Atemmaske, welche dauerhaft einen Überdruck in den Atemwegen erzeugt, so dass der Schlund nicht kollabieren kann (CPAP, ContinuousPositiveAirPressure). Erst wenn diese Therapie nicht möglich ist oder abgelehnt wird, kommen die im folgenden genannten Therapien in Frage. Eine Aussage bzw. Vorhersage, wieviel womit erreicht werden kann, ist hierbei noch schwieriger bzw. unzuverlässiger machbar als beim reinen schnarchen.
Durch die Schlafuntersuchung kann man das Ausmass des Schnarchens und der Atemaussetzer gut beurteilen, allerdings kann man im Wachzustand bei der Untersuchung und auch in der Schlafuntersuchung nicht feststellen, wo genau im Schlund das Problem lokalisiert ist. Es kann der Kehldeckel schwingen, kollabieren und einknicken, es kann der Zungengrund bzw. die Zungengrundmandeln (ja auch dort ist lymphatisches Gewebe) nach hinten drücken und den Kehldeckel indirekt zum Verschluss des Kehlkopfes nach hinten schieben, es können die seitlichen Rachenwände nach innen drücken, schwingen und den Schlund verschliessen, es kann die Funktionseinheit aus Mandeln, Gaumensegel und Zäpfchen schwingen und kollabieren und alle diese Dinge können gleichzeitig und oder nacheinander auftreten. Diese Aufzählung soll nur verdeutlichen, dass die Dinge meist leider nicht simpel und leicht korrigierbar, sondern komplex sind und daher oft auch einer komplexen Therapie bedürfen.
Um also die Präzision bei der Auswahl der effizientesten Therapiemöglichkeiten zu erhöhen ist nach einer Schlafuntersuchung eine Schlafendoskopie durchzuführen. Was ist das wieder nun?
Der Betroffene wird durch einen versierten Anästhesisten in „Schlaf“ versetzt und der HNO-Arzt sieht durch ein flexibles Fieberendoskop für ca. 20 Minuten während aller Schlafstadien in den Rachen, Schlund und Kehlkopf und kann genau die Stellen lokalisieren bzw. sehen, die das Schnarchen und oder die Atemaussetzer verursachen. Erst jetzt lässt sich ein individuelles und ursachenorientiertes Therapiekonzept aus den verschiedenen vorhandenen Therapiemöglichkeiten für den Patienten erarbeiten.
Therapiemöglichkeiten:
Eine einfache und effektive Therapie des Schnarchens im Zungenbereich ist die Unterkieferprotrusionsschiene, welche den Unterkiefer während des Schlafes nach vorne „zieht“ und damit auch die Zunge nach vorne „zieht“ und Platz für einen linearen Luftfluss im Zungengrundbereich schafft und somit die Schwingung der Zunge und das Schnarchgeräusch durch diese vermindert bis verhindert. Leider kann die Unterkieferprotrusionsschiene im Bereich des Gaumensegels keinen ausreichenden Effekt erzielen, da der Zug am Unterkiefer keinen Effekt am Gaumensegel bzw. am Oberkiefer hat. Trotzdem ist die Bissschiene eine gute Möglichkeit der Schnarchtherapie, da sie im Gegensatz zu den möglichen Therpieformen im Gaumensegelbereich nicht invasiv bzw. nicht operativ ist.
Allerdings sind die guten und professionellen Unterkieferprotrusionsschienen, welche durch den Zahnarzt und Zahntechniker angepasst werden sehr teuer, liegen also im Preisrahmen meist zwischen 1000 und 1400 Euro. Nur um auszuprobieren wieviel des Schnarchens durch die Zunge verursacht wird, ist dies eine recht hohe Investition. Aus diesem Grund favorisieren wir für die Probe, ob die Bissschiene Erfolg hat bzw. ausreichend als Therapie ist, eine einfachere bzw. provisorische Bissschiene, die zwar die Funktion des nächtlichen Unterkiefervorschubs voll erfüllt, aber nicht so komfortabel und langlebig wie eine professionelle Bissschiene ist. Diese kann man im Internet kaufen und selbst anpassen.
Wenn die Unterkieferprotrusionsschiene für eine ausreichende Geräuschreduktion sorgt, kann man diese erst einmal verwenden und sich dann überlegen, ob die Anschaffung einer professionellen Schiene auf Dauer lohnend erscheint.
Wenn die Unterkieferprotrusionsschiene nicht vertragen wird oder nicht effektiv genug ist, in der Schlafendoskopie aber eindeutig der Zungengrund als Ursache für die Problematik ausgemacht werden konnte, kommt die radiofrequenzchirurgische Entfernung der Zungengrundmandeln in Frage. Hier wird durch die schonende Radiofrequenztechnik das lymphatische Gewebe im Zungengrund entfernt. Die Muskulatur der Zunge selbst wird immer geschont. Diese Technik kommt selbstverständlich auch nur in Frage, wenn die Zungengrundtonsillen groß sind und ein effektiver „Platzgewinn“ sicher ist.
Die Zungengrundtonsillenentfernung wird oft mit einer Verkleinerung des Kehldeckels, ebenfalls per Radiofrequenztechnik, kombiniert, da Zungengrund und Kehldeckel eine funktionelle Einheit bilden und oft beide ursächlich insbesondere für die Atemaussetzer sind.
Wenn die Bissschiene keine ausreichende Wirkung zeigt, kann man jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Schnarchgeräusch zum größten Teil durch die Schwingung allein des Gaumensegels verursacht wird.
In diesem Fall ist dann je nach den individuellen anatomischen Verhältnissen zu prüfen, wie erfolgversprechend eine operative Korrektur des Gaumensegels erscheint. Grundsätzlich kann man sagen, dass noch vorhandene Mandeln die Prognose verbessern. Die effizienteste Therapie ist dann eine Gaumensegelplastik (Uvulopalatopharyngoplastik, UPPP), bei der die Mandeln entfernt werden, der hintere Gaumenbogen dann weg von der Rachenhinterwand an den vorderen Gaumenbogen beidseits angenäht wird und im Bereich des Zäpchens (Uvula) am Vorderrand des Gaumensegels überschüssige Schleimhaut entfernt wird und ebenfalls der hintere Schleimhautrand am vorderen vernäht wird. Dadurch wird das Gaumensegel maximal von der Rachenhinterwand entfernt um einen schwingungsfreien und linearen Luftfluss von der Nase bis zur Luftröhre zu ermöglichen.
Da das Gaumensegel jedoch auch eine Aufgabe hat, nämlich beim sprechen und schlucken zur Nase hin zu zu machen, kann man es nicht vollständig entfernen. Aus diesem Grund kombiniert man die Gaumensegelplastik mit der „Multilevel-Radiofrequenztherapie“. Das heisst, das man mit einer speziellen Nadel in den muskulären Anteil des Gaumensegels an drei Stellen sticht und über Radiofrequenzwellen eine Narbe setzt, die wiederum zur Versteifung und geringeren Schwingung des Gaumensegels führt. Multilevel deshalb, weil man mit jeweils anderen speziellen Nadeln auch die gleiche Technik im Zungengrund und an den Nasenschwellkörpern anwendet um auch hier jeweils Schrumpfung und Versteifung zu erzielen. Siehe auch unter HNO Operationen Schnarch-Chirurgie.
In oben genannter Kombination ist also die Gaumensegelplastik mit Multilevel-Radiofrequenztechnik die erfolgversprechenste Therapie bei Gaumensegelschnarchern. Oft wird allerdings die höchste Effizienz durch Kombination des operativen Ansatzes mit nachfolgender Verwendung der Bissschiene erreicht.
Wichtig ist, dass besonders natürlich bei übergewichtigen Patienten, eine Gewichtsabnahme sehr zur Verbesserung des schnarchens beitragen kann und auch häufig die Verhinderung der Rückenlage zur Verbesserung führt.
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